Wie ein kleiner Plastikkasten täglich Leben rettet – und wie es zukünftig noch mehr werden
Wie ein kleiner Plastikkasten täglich Leben rettet
– und wie es zukünftig noch mehr werden
Schon seit einigen Jahren läuft bundesweit die Aufklärungskampagne „Rauchmelder retten Leben“. Nun gilt seit dem 01.01.2013 in Bayern die sogenannte Rauchmelderpflicht, welche nun in der Bauordnung festgelegt ist. Das war für Christian Herbst, 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Steinhöring, der Anstoß einen „Info-Tag Rauchmelder“ im Feuerwehrhaus auf die Beine zu stellen.
Von 10.00 – 14.00 Uhr konnten sich unsere Gemeindebürger am Samstag, den 16.02.13 über die aktuelle Rauchmelderpflicht informieren und nützliche Hinweise für die brandsichere Einrichtung des eigenen Zuhauses erhalten. In diesem Rahmen stellte sich auch die Jugendfeuerwehr mit einem Infostand vor.
Ich war vor Ort und habe meine eigenen Fragen gestellt.
________________________________
Als erstes besuchte ich Christian Herbst am Informationsstand für Rauchmelder.
Warum empfehlen Sie den Bürgern nicht nur aus dem neuen „Pflichtgedanken“, sondern auch aus persönlicher Erfahrung Rauchmelder zu installieren?
Christian Herbst: Wichtig ist hier die Früherkennung von Entstehungsbränden, denn der Rauch breitet sich am schnellsten aus. Durch einen Rauchmelder können alle Mitbewohner schnellstmöglich gewarnt werden. Außerdem investiert man sein Geld in die eigene Sicherheit u. in die der anderen Mitbewohner u. nicht für irgendetwas.
Seit dem 01.01.2013 gilt in Bayern die sogenannte Rauchmelderpflicht. Muss ich in meiner Wohnung jetzt nicht eigentlich seit diesem Datum Rauchmelder installiert haben?
Christian Herbst: Wenn Ihr Haus/Ihre Wohnung Neubau ist, dann gilt die Rauchmelderpflicht ab dem 01.01.2013. Bei einem bestehenden Bau gibt es bis 31.12.2017 eine Nachrüstzeit, dann müssen alle privaten Haushalte mit Rauchmelder ausgestattet sein.
Wie viele Rauchmelder brauche ich denn?
Christian Herbst: In den Fluren zu Aufenthaltsräumen, Kinder- u. Schafzimmer ist je ein Rauchmelder Pflicht, allerdings ist es empfehlenswert auch andere Räume in denen z. B. mehrere elektrische Geräte sind, sämtliche Aufenthaltsräume, Hobbyräume etc. auszurüsten.
Warum sollte ich in der Küche oder im Bad keine Rauchmelder anbringen?
Christian Herbst: Durch Kochen oder Duschen entsteht Wasserdampf. Dieser wird vom Melder erkannt u. der Melder löst aus. Möglich wäre in der Küche z. B. ein Wärmemelder.
Wie genau funktioniert denn so ein Rauchmelder?
Christian Herbst: Betrieben werden die Geräte meistens mit Batterie, aber auch mit Strom. Im Rauchmelder befinden sich eine Leuchtdiode u. eine Fotolinse. In der Messkammer des Melders werden regelmäßig Lichtstrahlen ausgesendet, welche im Normalzustand nicht auf die Fotolinse treffen. Tritt Rauch in die Messkammer werden die Lichtstrahlen gestreut u. auf die Fotolinse abgelenkt. Der Alarmton wird ausgelöst. Dieses Melderprinzip nennt man „optischer Rauchmelder“.
So erklärt sich auch, dass ein Melder z. B. in der Küche oder im Bad durch Wasserdampf auslösen kann. Dies ist übrigens kein „Fehlalarm“, sondern ein sogenannter „Täuschungsalarm“, da der Melder ja eigentlich richtig funktioniert.
Ich habe in meinem Rauchmelder einen wiederaufladbaren Akku. Dieser wird ständig leer u. ich muss ihn ungefähr alle halbe Jahr nachladen. Wie lange hält denn eine normale Batterie ungefähr?
Christian Herbst: Wiederaufladbare Akkus sind für die Melder nicht empfehlenswert. Sie entladen sich sehr schnell selbst und verlieren mit der Zeit immer mehr Leistung. Man kann eine Lithium-Batterie verwenden, dieser hält bis zu 10 Jahre. Wird die Batterie leer, so gibt das Gerät alle 1-5 Minuten ein kurzes Piepsignal zur Information. In diesem Fall kann man dann gleich an allen Rauchmeldern die Batterien tauschen, um zu vermeiden, dass alle paar Tage der nächste Melder piept.
Was ist, wenn es im Erdgeschoss brennt und ich höre den Rauchmelder nicht, weil ich im 1. Stock schlafe?
Christian Herbst: Es können funkbetriebene Rauchmelder installiert werden. Wenn ein Melder auslöst, sendet dieser ein Signal an die anderen Melder u. löst sie zusätzlich aus.
Woran erkenne ich einen guten Rauchmelder?
Christian Herbst: Ein guter Rauchmelder trägt das VdS-Zeichen, welches für Sicherheit und Qualität steht, außerdem trägt er das CE-Zeichen. Weiter findet man die Hinweise auf DIN 14676, DIN/EN 14604, bzw. ISO 12239 auf der Verpackung oder dem Gerät.
Wie viel kostet denn ein guter Rauchmelder?
Christian Herbst: Mit viel Glück kann man schon mal auf ein Sonderangebot stoßen, wenn die o. g. Sicherheitskennzeichen enthalten sind, dann spricht auch nichts gegen ein Gerät für 10,- €, aber im Regelfall bezahlt man für diese Qualität ca. 20,- bis 30,- € u. für funkgesteuerte Geräte zwischen 50 ,- u. 60,- €.
Muss ich dann eigentlich regelmäßig einen Wartungsservice beauftragen und entstehen dadurch weitere Kosten für mich?
Christian Herbst: Eine Wartung ist nicht erforderlich. Ein Wartungsservice muss nur für Brandmeldeanlagen beauftragt werden. Im Hausgebrauch wird (je nach Hersteller) ein Selbsttest ca. 1x monatlich durch Drücken der Prüftaste u. eine Reinigung mit einem trockenen Tuch ca. 1x im Jahr durchgeführt.
Und zum Schluss interessiert mich etwas ganz persönliches: Haben Sie Ihre eigene Wohnung mit Rauchmeldern ausgerüstet, wie lange schon u. was war Ihre Entscheidung dafür?
Christian Herbst: Mein Haus habe ich gleich nach der Baufertigstellung 1998 ausgerüstet. Ich möchte meiner Familie die größtmögliche Sicherheit geben, gerade auch weil mir durch meine Erfahrungen in der Feuerwehr die Problematiken und Risiken ohne Rauchmelder bekannt sind. Bisher war zum Glück noch nie etwas, aber da neben mir auch meine Familie im Haus wohnt gibt es mir einfach ein gutes Gefühl im Ernstfall durch die Melder gewarnt zu werden.
________________________________
Neben dem Rauchmelder-Infostand löst plötzlich ein Rauchmelder aus. Das zieht meine Aufmerksamkeit auf das „Rauchhaus“ welches von Christian Schächer bedient wird.
Herr Schächer, was genau können Sie uns denn mit diesem Rauchhaus vorführen?
Christian Schächer: Das Rauchhaus stellt sehr realistisch die Rauchentwicklung in einem Wohnhaus dar, z. B. die Ausbreitung vom Rauch bei einem Brand im Keller durch das Treppenhaus nach oben. Der Rauch kriecht auch durch Türritzen u. natürlich durch offene Türen etc. Im Rauchhaus sind Rauchmelder montiert, welche dann entsprechend auslösen. Viele unserer Gäste heute können sich daraus auch ein genaueres Urteil bilden, ob in ihrem Haus evtl. funkgesteuerte Rauchmelder mehr Sinn machen als die normalen Rauchmelder.
Der Werbung zu Folge wurde das Rauchhaus von der Versicherungskammer Bayern finanziert, man kann also davon ausgehen, dass diese dadurch einen gewissen „Vorteil“ zieht?
Christian Schächer: Ich kann mit dem Rauchhaus auch die Be- und Entlüftungsgeräte der Feuerwehr demonstrieren, um zu zeigen wie wir den Rauchschaden im Einsatzfall möglichst niedrig halten und unsere eigene Sicht im Brandbereich verbessern. Wir nutzen das auch zu Ausbildungszwecken. Sicherlich ist es für eine Versicherung von Vorteil, wenn sich der Brand- bzw. Rauchschaden möglichst niedrig hält.
________________________________
Im Nebenraum endete gerade die Filmvorführung und Diskussion zum Thema Rauchmelder. Diese Gelegenheit nutzte ich für ein kurzes Gespräch mit Robert Hirsch, der diesen Bereich betreute.
Herr Hirsch, die meisten Fragen bezüglich Rauchmelder konnte mir bereits Herr Herbst beantworten. Darf ich Sie denn nach Ihrer persönliche Einstellung zu diesem Thema fragen?
Robert Hirsch: Wenn ich den Aufwand dem Risiko gegenüberstelle, dann sehe ich Rauchmelder für mich als zwingend notwendig! Ich finde es sehr leichtsinnig, nicht zu versuchen so ein Risiko auszuschließen.
Was stellt uns der von Ihnen gezeigte Film bezüglich Feuer und Rauch im Detail dar?
Robert Hirsch: Es wird die regulär sehr schnelle Rauchausbreitung dargestellt. Durch den Film wird vielen Besuchern erst bewusst, dass im Brandfall wirklich jede Sekunde der Früherkennung zählt. Schon ca. 2 Minuten nach Brandausbruch können wir eine starke Rauchentwicklung und einen massiven Temperaturanstieg feststellen. Man kann durch eine frühzeitige Erkennung kleine Entstehungsbrände selbst versuchen zu löschen, sollte aber am besten auch bei kleinen Bränden sofort die Feuerwehr rufen u. nur dann einen Löschversuch unternehmen wenn man es sich sicher zutraut.
________________________________
Der nächste Stand den ich besuchte wurde von Toni Höfer betreut und beriet mich über Feuerlöscher.
Ist es denn auch gesetzlich vorgegeben, dass ich meine Wohnung mit Feuerlöschern ausstatten muss?
Toni Höfer: Nein, in privaten Räumen (leider) nicht. Die Empfehlung von der Feuerwehr ist aber durchaus sich mit Feuerlöschern auszustatten.
Sollte ich nicht lieber die Feuerwehr rufen wenn´s bei mir brennt?
Toni Höfer: Kleinbrände bzw. Entstehungsbrände können auch von Laien gelöscht werden, sofern man es sich zutraut. Spätestens zu einer Brandnachschau sollte aber trotzdem die Feuerwehr gerufen werden. Am besten ist das erste das man im Brandfall tut die Feuerwehr zu rufen u. dann mit den Löscharbeiten zu beginnen oder evtl. eine zweite Person parallel einen Notruf absetzen zu lassen.
Was ist denn da drin in so einem Löscher? Ist das „normales“ Wasser?
Toni Höfer: Das kommt ganz auf den Löschertyp an. Es gibt Wasser-, Schaum-, ABC-Pulver- u. neuerdings auch Universal-Löscher, die für Brände von Feststoffen, Flüssigkeiten u. sogar Fett geeignet sind.
Für welche Bereiche nehme ich dann welchen Feuerlöscher – ist das irgendwie einteilbar?
Toni Höfer: Auf den Löschern befinden sich Buchstaben, welche die Brandklassen benennen. A für feste Stoffe, B für flüssige Stoffe, C für gasförmige Stoffe, D für Metall und F für Fett. Es gibt Löscher die zum Löschen mehrere Brandklassen geeignet sind, der Universal-Löscher beinhaltet z. B. alle Klassen ausser der Brandklassen C und D. Für den Küchenbereich kann auch eine Löschdecke verwendet werden.
Warum benötigt man denn zum Löschen mit Wasser einen Feuerlöscher? Kann ich nicht einfach einen Eimer Wasser nehmen? Wie funktioniert der Wasserlöscher?
Toni Höfer: Ein Wasserlöscher beinhaltet 6 bzw. 9 l Wasser, ein Eimer ca. 10 l – das Wasser aus dem Löscher ist allerdings mit sogenanntem Netzmittel versetzt, welches ein besseres Eindringen in das Brandgut gewährleistet. Außerdem wird das Wasser aus dem Löscher durch Druck viel besser ausgebracht und verteilt. Es können viel größere Flächen und viel gezieltere Bereiche gelöscht werden.
Wie oft muss denn ein Feuerlöscher geprüft werden? Und welche Kosten kommen da ungefähr auf mich zu?
Toni Höfer: Eine Prüfung muss alle 2 Jahre erfolgen. Die Kosten sind je nach Hersteller u. evtl. benötigtem Material variabel. Mit ungefähr 20,- bis 25,- € Kosten exkl. Materialaufwand ist zu rechnen.
Man liest in der Presse immer wieder von „schwarzen Schafen“ die den Bürger mit nicht korrekten und überteuerten Feuerlöscher-Prüfungen abzocken. Wie erkenne ich den „richtigen“ Prüfer?
Toni Höfer: Der Prüfer hat einen Prüfauseis bzw. ein Zertifikat welches ihn zur Prüfung berechtigt. Um auf Nummer sicher zu gehen sollte man den Prüfer aber am besten über den Hersteller des Feuerlöschers erfragen bzw. beauftragen.
Und zum Schluss interessiert mich natürlich auch bei Ihnen: Haben Sie Ihre eigene Wohnung mit Feuerlöscher ausgerüstet, wie lange schon u. was war Ihre Entscheidung dafür?
Toni Höfer: Natürlich habe ich Löscher in meinem Wohnbereich. Bereits seit meinem Einzug besitze ich diese, um auch schon Kleinbrände frühzeitig löschen zu können und den Schaden gering zu halten. Außerdem natürlich zum Eigenschutz u. um im Ernstfall einen Fluchtweg freimachen zu können.
________________________________
Zum Schluss möchte ich natürlich nicht verpassen noch ein kurzes Gespräch mit dem Jugendwart Sebastian Finkbeiner zu führen.
Wie viele Jugendliche sind denn derzeit Mitglied bei der freiwilligen Feuerwehr Steinhöring?
Sebastian Finkbeiner: Insgesamt haben wir derzeit 14 jugendliche Mitglieder, davon 2 Mädels.
Ab welchem Alter werden Jugendliche in die Feuerwehr aufgenommen?
Sebastian Finkbeiner: Ab einem Alter von 14 Jahren können Mädchen und Buben bei uns starten. Ab 16 Jahren dürfen sie dann bereits Einsätze mitfahren, müssen sich allerdings außerhalb des Gefahrenbereichs aufhalten. Auch an Aktiven- und Einsatzübungen dürfen sie dann bereits teilnehmen. Mit 18 Jahren beginnt dann der Aktivendienst.
Was genau macht denn die Jugendgruppe der Feuerwehr Steinhöring eigentlich?
Sebastian Finkbeiner: Neben den regulären Übungen zur Vorbereitung auf den Aktivendienst machen wir auch Ausflüge, Schlittenfahrten, Grillen, Lagerfeuer- und Videoabende. Wie unternehmen Gemeinschaftsübungen mit anderen Feuerwehren und einmal im Jahr nehmen wir an der Kreisjugendübung teil. Jährlich veranstalten wir für unsere Jugendgruppe auch einen Berufsfeuerwehrtag, an dem wir unter anderem verschiedene Einsätze inszenieren. Außerdem unterstützen wir diverse Aktionen gegen Rechtsradikalismus.
Das hört sich ja nach richtig viel Zeitaufwand an. Ich wusste gar nicht, dass die Jugendfeuerwehr so viel macht…
Sebastian Finkbeiner: „Keine Zeit gilt nicht – mitmachen lohnt sich“ ist einer der Werbesätze der Jugendfeuerwehr. Jeder investiert die Zeit die er gerne aufbringt. Übrigens ist die Jugendfeuerwehr in Bayern die größte Jugendvereinigung.
Das hört sich wirklich interessant an, vielen Dank für Ihre Zeit. Abschließend zum Gespräch mit Herrn Finkbeiner möchte ich unbedingt noch den Leitspruch des Landesfeuerwehrverbands Fachbereich Jugend aufgreifen, der meiner Meinung nach auch auf die aktive Feuerwehr passt: „Wir sind dabei – wo bist du?“
________________________________
Aus den zahlreichen Infoblättern die ausgelegen waren konnte ich noch viele nützliche Zahlen und Fakten ersehen. Dort stand zum Beispiel, dass 90% aller Brandopfer an den Folgen einer Rauchvergiftung und nicht durch das Feuer sterben. In Deutschland gibt es jährlich 600 Brandtote und 6.000 Brandverletzte mit Langzeitschäden, sowie über 1 Mrd. € Brandschäden im Privatbereich. 2/3 aller Brandopfer wurden nachts im Schlaf überrascht und ein Feuer produziert 5.000 bis 10.000 m³ Rauch pro Stunde. Das Thema lässt mich noch lange auf meinem Heimweg nachdenken und ich werde mir schnellstmöglich eigene Rauchmelder kaufen.
Auf diesem Weg nochmal vielen Dank an die fleißigen Helfer, die dazu beigetragen haben, dass der Informationstag für unsere Bürger stattfinden konnte.
Vroni Höfer
Schriftführerin
Freiw. Feuerwehr Steinhöring